Hunger – …oder doch was anderes?
Das is hier die Frage!
Essen ist für uns Menschen weitaus mehr als reine Nahrungsaufnahme. Essen in der Gemeinschaft, als Ausbau von Beziehungsebenen und Pflege des zwischenmenschlichen Umgangs, aber auch Genuss-, ja sogar Suchtmittel.
Durch die Essstörung verschob sich bei mir die Bedeutung des Essens zeitweise sehr stark auf die emotionale Ebene. Ging es mir gut – belohnte ich mich mit etwas Besonderem. Ging es mir schlecht – aß ich, damit ich mich besser fühle. Oft laufen, bzw. liefen diese Mechanismen unterbewußt ab, und ich konnte in diesen Momenten die Auslöser nicht greifen.
An dieser Stelle werde ich nicht weiter darauf eingehen, weil ich sonst einen halben Roman darüber schreibe. Deshalb nur so viel: Irgendwann verabschiedeten sich die feinen Nuancen zwischen „Ich sterbe vor Hunger“ und „Ich bin so voll, dass ich mich nicht mehr bewegen kann!“. Entweder – oder, mehr gab es nicht mehr.
Der Magen bei einer normalgewichtigen Person faßt in der Regel um die 1,2 Liter. Bei einem stark adipösen Menschen können das schon mal 2,4 Liter sein. Ihr könnt Euch vorstellen, da kann es schon mal ne Weile dauern, bis man „satt“ ist.
Durch die vielen unterschiedlichen Abnehmversuche fällt es mir grundsätzlich erstmal leicht meine Ernährung „umzustellen“. Mal ne Woche nix essen – kein Problem. 4 Wochen nur Saft – geht auch. Von heute auf morgen, vorbildliche Ernährung… ging auch. Zumindest kurzfristig. Solange, bis die nächste Krise anstand, oder ich keinen Kontrollmechanismus (Coach, App, Klinik) mehr hatte.
Mir ist bewußt geworden, es macht FÜR MICH momentan noch keinen Sinn meine Ernährungsweise völlig umzustellen. Klar versuche ich mich gesund ernähren, aber wenn man jahrelang Schwierigkeiten hat geregelte Mahlzeiten zu sich zu nehmen und überhaupt erstmal wieder lernen muss, auf seinen Körper zu hören und ein gesundes Sättigungsgefühl zu entwickeln, steht das an erster Stelle.
Hab ich Hunger oder steht etwas anderes dahinter? Trauer, Freude, Enttäuschung, Langeweile, Stress. Und wenn etwas anderes dahinter steht, was kann ich dagegen tun? Mit Freunden reden, einen Spaziergang machen, singen.
Wie groß ist eigentlich eine normale Portion (ca. 500 gr) und wie kann ich damit klarkommen? Langsam essen, 30 mal kauen (sagt meine Oma, wobei sie zwischen 30 und 40 mal schwankt, wenn ich sie darauf anspreche), nicht parallel essen und trinken, etc.
Momentan lerne ich meinen Körper neu kennen und versuche mit den Veränderungen an der Basis zu beginnen. Anstatt quasi nur den ersten Stock in meinem momentan leicht maroden Haus zu renovieren und auf zu hübschen, erneuere ich die elektrischen Leitungen und die Heizung und saniere von Grund auf, damit ich noch ganz lange was von meinem Haus habe!
Schritt für Schritt finde ich heraus, was mir schmeckt, was mir gut tut und welche Ernährungsweise zu mir passt. Ich bin überzeugt davon, dass DAS für mich der richtige Weg ist eine dauerhafte Veränderung meines Essverhaltens zu bewirken.
Kisses Alex