Selbstliebe

Noch 8 Wochen bis zur OP. Noch 5 Wochen bevor der Eiweißshake mein bester Freund wird! Demnächst werde ich an dieser Stelle über meine Eiweißshake Verkostung berichten. Falls ihr übrigens Tipps für mich habt, welche Shakes besonders lecker sind, bin ich Euch dankbar. Wichtig nur: Auf 100g Shake müssen mindestens 80g Eiweiß enthalten sein.

Nun aber zum heutigen Thema:

Ich möchte mich in diesem Beitrag gerne mit einem Begriff befassen, dem ich schon länger zwiespältig gegenüber stehe und der wie ein Damoklesschwert über meiner Existenz als übergewichtige, ledige, Anfang 40jährige Frau schwebt.

„Selbstliebe, auch Eigenliebe, bezeichnet die allumfassende Annahme seiner selbst in Form einer uneingeschränkten Liebe zu sich selbst.“ (Wikipedia)

„Selbstliebe“ – das „It“-Wort vieler Frauen vor, nach oder in der „Selbstfindungsphase“. Ich hab das Gefühl, dass dieser Ausdruck recht häufig einfach mal pauschal in die Welt hinaus posaunt wird. Kommt gut, plakativ als Schriftzug auf gephotoshopten Bildern oder in Hashtags wie #loveyourself.  Das „Carpe Diem“ der Plus Size Community. Ich meine, liebe ich mich wirklich selbst? Ist das nicht ein ziemliches GROßES Wort? Und wenn ich behaupte, dass ich mich selbst NICHT liebe, sondern mich lediglich mag, steh ich dann kurz vor der Depression? MUSS ich mich wirklich selbst lieben um glücklich zu sein? Gerne wird auch dieser Spruch rausgekramt: „Nur wer sich selbst liebt, kann auch Liebe geben.“ Ich behaupte mal so frech, dass es schon einige Menschen gibt, denen ich Liebe schenke (außer meinem Hund).

Selbstliebe oder Selbsthass, schwarz oder weiß – und dazwischen gar nichts? Irgendwie fühle ich mich da ein wenig unter Druck gesetzt! Ich steh auf Grautöne! Und überhaupt, was ist eigentlich mit den Männern dieser Nation? Ich hab ehrlich gesagt noch nie einen Mann über Selbstliebe reden hören, geschweige denn einen getroffen, der von sich behauptete, dass es das täte. Männer machen sich darüber einfach keinen Kopf! Die meisten leben einfach, unwissend über den eigenen Selbstliebe-Status, und sind glücklich damit. Ist das also so ein „Frauending“? …. scheint so!

In Gesprächen mit meinen Freundinnen, meiner Mutter und auch anderen Frauen auf Instagram ist mir aufgefallen, dass der Begriff „Selbstliebe“ alles und gar nichts zu heißen scheint. Jede Einzelne hatte eine andere Vorstellung zu dem Thema und auch die Definition in Wikipedia läßt Interpretationsspielraum. Ich habe lange überlegt, wie ich diesen Begriff für mich definieren und ihm, trotz all der Abnutzungserscheinungen in den sozialen Medien, wieder Sinngehalt geben kann, ohne dass ich jedes Mal denke: mit mir stimmt irgendwas nicht, weil ich mich mal gerade so gar nicht selbst liebe.

Ich stelle mir Selbstliebe als das Nirvana der Persönlichkeitsentfaltung vor. Die höchste Stufe der Entwicklung. Die völlige Ruhe in mir selbst. Der Einklang meines Körpers und meiner Seele. Das heißt, ich nehme mich so wie ich bin, mit all meinen Stärken und Schwächen. Meinen hängenden Brüsten und meinen cellulitegezeichneten Oberschenkeln. Meinem manchmal übermäßigen Hang zum Perfektionismus, meiner Ungeduld aber auch meiner Herzlichkeit und meiner Empathie für andere Menschen.

Ich bin jetzt mal ehrlich. Da bin ich ja noch meilenweit von entfernt, …wenn ich da überhaupt jemals hinkomme!!

Wisst ihr, wie ich das sehe? Ich starte meine eigene kleine Revolution und beschließe:

Es ist OK, wenn ich mich gerade nicht selbst liebe! Es ist völlig ok Tage zu haben, an denen ich mich einfach mal beschissen finde und denke, der größte Eimer an HagenDaaz Eiscreme kann auch nicht mehr helfen! Es ist OK, wenn ich nicht „Juchu“ schreie, wenn ich nackt vor dem Spiegel stehe. Und es ist verdammt nochmal auch ok, wenn ich das vielleicht nie tun werde! Muss ich mich allumfassend annehmen? NÖ!

Schmücken wir doch diesen abstrakten Begriff „Selbstliebe“ mit ein paar Worten aus, die ihn besser umschreiben: Selbstwert, Selbstakzeptanz, Selbstfürsorge und Achtsamkeit.

Diese vier Zauberworte gewinnen im meinem Leben immer mehr an Bedeutung. Es gab eine Zeit, in der ich damit nicht viel anfangen konnte – trotz Therapie. Trotz Familie und Freunden, die mich immer unterstützt haben. Tag für Tag übe ich mich jetzt darin. Manchmal funktioniert das super, manchmal eher nicht so. Aber das is OK. Ich bin auch nur ein Mensch.

Ich wünsche mir, dass diese Momente, in denen ich mich annehmen kann, wie ich bin und mich hübsch finde, häufiger werden. Die OP ist nur ein Schritt in diese Richtung und hat auch nur Einfluß auf meinen Körper. „Selbstliebe“ beginnt allerdings im Kopf, und deshalb werde ich dort in den nächsten Monaten genauso an mir arbeiten, wie an meinem Essverhalten. Der Deal mit mir selbst steht.

Und am Ende… irgendwann, … liebe ich mich vielleicht immer öfter selbst!

Kisses eure

Alex

p.s. …. und wenn ich mich nur mag,… is das auch ok!

6 Comments on “Selbstliebe”

    • Danke für deine Ergänzung. Gefällt mir sehr gut!!! 🙂 Dankbarkeit wird auch ein Thema meiner nächsten Blogeinträge sein.. und ich werde dich da gerne zitieren.

      Liebe Grüsse
      Alex

      Gefällt 1 Person

  1. Mann du kannst echt toll schreiben…wie wär’s mal mit nem Buch?? 🙂 ich würds kaufen…!!
    P.S. Dass du jetzt diesen Weg gehst ist das beste Zeichen dafür, dass du angefangen hast dich wieder ein bisschen mehr lieb zu haben!

    Gefällt 1 Person

    • Da hast du recht! Danke für das Kompliment… tatsächlich übe ich gerade noch und hoffe, dass ich noch besser werde. Ich freu mich schon auf September… ein bißchen was hat sich dann schon getan 🙂

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  2. Pingback: Spieglein, Spieglein … | Bye-Bye Doppelkinn

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