Willy Wonka und der Mythos der „letzten Male“

Tag 31. Noch 9 Tage bis zum Beginn der Eiweißdiät.

So langsam wird es ernst. Fleißig bin ich dabei meine Vorräte aufzubrauchen und mich auf die Eiweißdiät einzustellen. Momentan bin ich schon stolze Besitzerin von drei unterschiedlichen Eiweißshakes und acht unterschiedlichen „Flavour-Drops“, mit denen ich Joghurt, Quark oder auch neutralen Eiweißshakes Geschmack geben kann. Drei Wochen lang Vanilleshake morgens, mittags und abends – das erträgt kein Mensch.

Am Donnerstag, den 8.3.18 ca. 19:00 Uhr werde ich zusammen mit einer guten Freundin übrigens auf Instagram eine Live-Verkostung der einzelnen Produkte starten. Falls Ihr also Lust und Zeit habt, schaut doch mal auf Instagram (@byebyedoppelkinn)  vorbei.

Nich mehr lange und ich werde mein Essen abwiegen, mit Eiweißpulver aufpimpen und solange pürieren bis nicht mehr erkennbar ist, was ich eigentlich in den Mixer geworfen hatte. Meine Tagesaufgabe wird es sein, die geforderte Menge an Flüssigkeit zu mir zunehmen und in spannenden „Happenings“ mit meinem verkleinerten Magen herauszufinden was ich nach der OP alles noch vertrage. Versteht mich nicht falsch, ich bin fest entschlossen das durchzuziehen und sehe das als die Chance auf noch ein hoffentlich langes, gesundes und aktives Leben, …… ABER!

Wenn das Wörtchen ABER nicht wäre

Ja, dieses ABER! Irgendwie fühlte es sich schon so an, als würd ich was verlieren. Nie wieder ein Steak? Nie wieder Omas Weihnachtsrouladen? NIE WIEDER meine heiß geliebten Donuts? Ich mag Pommes eigentlich gar nicht so wahnsinnig, aber was ist wenn ich irgendwann mal Lust darauf habe?
donut_blogNach der Zusage der Krankenkasse kam dann doch schon der Gedanke auf, dass ich eigentlich noch mal alles, was ich mag und vielleicht bald nicht mehr essen kann, essen sollte. Ein letztes Mal. Ein allerletztes Mal der Geschmack von luftigem Hefeteig und zart schmelzender Schokoglasur auf der Zunge. Wie sollte mein Leben ohne meinen Lieblingsdonut mit einer Füllung aus weißer Schokolade nur aussehen? Trostlos – zuckerlos!

Willy Wonka (Wer Willy Wonka nicht kennt, muss sich unbedingt mal den Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“ in der Verfilmung von Tim Burton anschauen) wütete einmal quer von der rechten in die linke Gehirnhälfte und setzte mich quasi emotional schonmal auf Zuckerentzug. Zwei Wochen saß er auf meiner Schulter und malte in meinem Kopf Bilder von Zuckerwatte-Wolken, Marzipantorten-Bäumen, Puddingbrezl-Häusern und Schokoladenganasche-Flüßen mit Donuts als Schwimmreifen.

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Probieren geht über studieren

Und was hab ich getan? Natürlich nachgegeben! Zwar nicht immer und ständig, aber so ein Willy Wonka kann schon überzeugend sein, wenn man latente Verlustängste in sich trägt. Ich hab mir also zum Beispiel beim Bäcker ne Puddingbrezel gekauft. Zuhause angekommen, schön auf einem weißen Kaffeeteller angerichtet und mit nem Blümchen auf dem Küchentisch drapiert. Ganz besonders genießen wollte ich den Moment. Die vielleicht letzte Puddingbrezel meines Lebens. Fast ein bisschen so wie eine „Henkersmahlzeit“ vor dem Supergau. Ich biss in die Brezel, kaute, biss nochmal ab und irgendwie passierte – NIX. Innerlich hatte ich mich auf ein Gefühl der tiefen Wehmut und des Abschieds eingestellt. Fehlanzeige! Auch nachdem die Brezel weg war, fühlte ich mich nicht anders als vorher. Lecker war´s, ja. Aber auch nicht mehr. Irritierend!

pexels-photo-70497Den Versuch wiederholte ich mit diversen anderen Lebensmitteln. Pommes mit Mayo, einem Stück Schokoladenkuchen meines Lieblingsbäckers und jedes Mal lief es aufs selbe hinaus. Ja, war lecker, aber ein Gefühl, dass ich diese Sachen vermissen würde, stellte sich nicht ein. Willy tauchte auf meiner Schulter immer seltener auf und irgendwann hab ich es dann gelassen. Das mit dem „einmal noch essen“. Zum einen würde ich die ganzen Lebensmittel in den paar Wochen bis zur Eiweißdiät sowieso nicht mehr abarbeiten können und zum anderen brachte es mir ja nichts.

Die Moral von der Geschichte

Als reflektierter Mensch, hab ich mir natürlich meine Gedanken darüber gemacht, warum der erwartet Effekt ausgeblieben war. Auf den ersten Blick scheint doch die Möglichkeit alles essen zu können -ohne Einschränkungen- wann, wo und wie ich will, ein großer Teil der persönlichen Freiheit zu sein. Sicher verbinden viele Menschen ein Stück Lebensqualität mit dieser Tatsache – Essen als Genussmittel. Für mich allerdings ist es gerade nicht mehr wichtig.  Und wenn ich nach der OP kein Fleisch mehr vertrage, dann ist das eben so. Ich werde andere Lebensmittel finden, die mir schmecken und ich werde lernen auch kleinere Portionen zu genießen. Ich hab keine Angst mehr davor auf irgend etwas verzichten zu müssen. Im Gegenteil, ich freu mich auf die Zeit, wenn ich mich wieder bewegen kann und das Gefühl kennenlerne endlich auch mal satt zu sein.

Eine gute Freundin aus Wien schickt mir netterweise einen Würfel Original Sachertorte. Darauf hab ich tatsächlich nochmal Lust (Hättet ihr auch, wenn ihr den Würfel kennen würdet)! Aber sonst bin ich tatsächlich durch mit den „letzten Malen“.

Also Willy, in meinen Träumen kannste mir gerne mal ein paar Zuckerwatte-Wolken vorbei schicken und ich freu mich schon auf den Tag, wenn du wieder auf meiner Schulter auftauchst, und wir gemeinsam herausfinden, ob ich Donuts noch vertrage!

Kisses Eure

Alex

6 Comments on “Willy Wonka und der Mythos der „letzten Male“”

  1. Hallöchen Alex… das kenne sooooo gut. Bevor meine Eiweißphase anfing, dachte ich auch… So.. alles noch mal essen was ich mag. Wer weiß ob ich das nach der OP noch vertrage oder darf. Insofern ging es zu dem Gyros-Dealer meines Vertrauens, die extra Pizza meiner Wünsche usw. Wie bei Dir blieb dieses Glücksgefühl aus. Warum?? Weil man es ja sonst auch gegessen hat und bisher kein Verzicht da war.

    Aber mit der Eiweißphase kamen dann die Gelüste und die Wünsche. Der Gedanke.. jetzt was „festes“ essen. Einfach nur kauen. Das hielt auch nach der OP an. Püriert hab ich nix… ich habe die Flüssigphase und Breiphase gut durchgehalten. Dann gab es eben Kartoffelpüree oder ne Suppe. Ich hab mich auch schnell getraut mal ein Toastbrot zu essen.. Natürlich lange kauen. Und was soll ich sagen.. es klappte. Und es wurde immer mehr getestet.

    Und ja… ich gönne mir auch mal eine Leckerei. Denn ganz verzichten .. das bringt nix.. das kennen wir doch. Wenn wir verzichten kommt des doppelt oder dreifach zurück. Du wirst sehen.. es ist gar nicht so schlimm wie man es sich vorstellt.

    Ich drück Dir dolle die Daumen für die Eiweißphase und weiß das Du das schaffen wirst.

    LG

    Britta

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    • Hallo Britta,

      ja das denk ich mir auch. 3 Wochen lang nichts festes essen oder kauen! Ahh,… !!! Hast du denn einen Tip, wie du diese Momente überstanden hast??
      Ich bin sehr gespannt wie es wird und werde auf jeden Fall berichten! 🙂

      Liebe grüße
      Alex

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  2. Du bist so eine Gra-na-te, liebe Alex! Ich finde deine Einstellung, deine Art zu reflektieren und deine Entschlossenheit so bewundernswert! Ich fiebere mit dir und wenn die Eiweissdiät anfängt dir auf den Nerv zu gehen, dann feuere ich dich an! Versprochen!❤️

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  3. Pingback: Der Zauber der „ersten Male“ | Bye-Bye Doppelkinn

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